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Kaspersky – brauch ich einen neuen Virenscanner?

Seit der Warnung des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) vor dem Einsatz der Virenschutz- und Sicherheitssoftware des russischen Anbieters Kaspersky, fragen sich viele Nutzer, ob sie Kaspersky von ihrem PC oder Laptop löschen sollen.
Alternativen gibt es ja genug.

Aber ist die Aufregung denn überhaupt gerechtfertigt?
Prinzipbedingt hat eine Software wie Kaspersky sehr weitreichende Zugriffsmöglichkeiten auf ein PC-System, logischerweise sollte diese dann auch von einem vertrauenswürdigen Hersteller stammen.
Folgt man der Argumentation des BSI, wäre jegliche Software einer russischen Firma bzw. eines russischen Entwicklers tendenziell gefährlich.

Der Gründer Eugene Kaspersky hat sich hier zur BSI-Warnung geäußert.
In meinen Augen ist die Frage gerechtfertigt, warum eine jahrelang etablierte, mehrfach geprüfte und ausgezeichnete Virenschutzsoftware nun (aufgrund des Firmensitzes) nicht mehr empfehlenswert sein soll.

Software aus Russland – wo wir sie noch finden

Spätestens seit dem prominenten Fall der Sicherheitslücke in der Bibliothek Log4j ist auch vielen Verbrauchern klar geworden, dass Software häufig auf vorgefertigte Komponenten zurückgreift.
Anstatt das Rad neu zu erfinden, nutzen Softwareentwickler bestehenden Code und bauen diesen in ihre Anwendung ein. Nicht wenige dieser Codeschnipsel und Bibliotheken stammen dabei von russischen Entwicklern – müssen jetzt all diese Programme neu geschrieben werden? Wo ist die Warnung des BSI?

Und: auch diese Webseite setzt auf russischen Code. Im Hintergrund kommt (wie auf vielen Webseiten) der Webserver nginx zum Einsatz, der von Igor Sysoev entwickelt wurde.

Auch der beliebte Telegram-Messenger hat seine Wurzeln in Russland, ebenso wie die Suchmaschine yandex.

Letztendlich dürfte die Zahl der Software-Anwendungen von russischen Firmen und Entwicklern unüberschaubar sein. Dank Outsourcing steckt auch in zahlreichen Anwendungen von europäischen oder US-Firmen eine ganze Menge Programmcode aus russischen Federn (bzw. Tastaturen).

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Große Software-Hersteller stehen seit jeher im Fokus und ihre Produkte werden von unabhängigen Entwicklern geprüft, auf Schwachstellen untersucht und von Sicherheitsexperten unter die Lupe genommen. Diese Kontrolle funktioniert und bringt seit Jahren immer wieder Versäumnisse und Probleme bei verschiedensten Herstellern ans Licht.

Für die Mitteilung des BSI bezüglich Kaspersky gibt es allerdings keine beleg- bzw. recherchierbaren Erkenntnisse, die diese Warnung rechtfertigen würden.

Generalverdacht?

Ob die BSI-Warnung nun politisch motiviert ist, kann ich weder fest- noch unterstellen. In der Konsequenz müsste das BSI aber dann vor jedem Code-Schnipsel aus russischen Quellen warnen. Auch eine harmlose Software – wie ein Spiel – kann durch ein Update mit Schadcode ausgestattet werden und den PC angreifen.

Ich persönlich finde es nicht richtig, einem etablierten und vertrauenswürdigen Hersteller das Vertrauen zu entziehen, nur weil seine Firma in einem Land sitzt, dessen Machthaber mit seiner Politik die ganze Welt bedroht und in Angst versetzt.

Virenscanner generell

Noch ein abschließendes Wort zum Thema Virenscanner:
Ich selbst bin kein Freund von Drittanbieter-Software in diesem Bereich. Der in Windows integrierte Schutz ist relativ gut, echte Sicherheit bieten nur regelmäßige Updates und vernünftiger Umgang mit unbekannten Dateien, Webseiten und Emails. Ein etwas älterer, aber interessanter Artikel zum Thema findet sich beim Sicherheitsexperten Mike Kutzek.

Durch die Werbeversprechen der Anti-Viren-Software-Hersteller kann ein falsches Gefühl von Sicherheit entstehen – auch die beste Schutzsoftware ist kein Ersatz für „Erst denken, dann klicken„.

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